CMS-Interview | Jens Jacobsen
Die benutzerfreun.de unterstützen das Konzipieren benutzerfreundlicher Websites und Terminals. Dazu bieten die benutzerfreun.de:
* Tipps & Links zu Informations-Architektur und Usability
* den monatlichen Newsletter für Konzepter & Website-Betreiber
* Infos zum Buch Website-Konzeption von Jens Jacobsen
* Beratung & Training rund um die Konzeption
Nach Ansicht von Jens Jacobsen, Herausgebers der benutzerfreun.de, sind nur solche Internetseiten erfolgreich, die für die Benutzer konzipiert werden. Wenn ihr wissen wollt, was Jens Jacobsen zur Entwicklung der Internetnutzung meint, welchen Stellenwert das inhaltliche Konzept einer Internetseite hat und ob heute ohne Blogs oder Podcasts niemand mehr eine Wahl gewinnen kann, dann lest weiter.1. Die jüngste Online-Studie von ARD und ZDF hat ermittelt, dass mittlerweile rund 58 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre regelmäßig das Internet nutzen. Dieser Anteil ist bei den jungen Menschen besonders hoch: Von den 14- bis 19-Jährigen nutzen 90,1 Prozent bzw. von den 20 bis 29-Jährigen 85 Prozent das Netz.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Internetnutzung?
- Für alle unter 25 ist das Web Alltag, seit sie aktiv Medien nutzen. Sie gehen damit so selbstverständlich alle Älteren mit einem Telefon. Aber auch die Älteren werden verstärkt online gehen - wer es nicht tut, bleibt bei vielen Dingen außen vor.
- Bei den Personen interessiert die meisten Nutzer: Wer ist das, wo kommt er/sie her, was bewegt ihn/sie. Wichtig ist hierbei vor allem eine persönliche Ansprache. Niemand will Phrasen lesen, die Menschen interessiert Persönliches. Warum setzt er/sie sich für etwas ein? Was tut er/sie konkret dazu? Was sind seine/ihre Pläne?
- Bei den Parteien interessiert die Nutzer, was sie vertreten. Parteiprogramme, Statuten etc. sind zwar auch wichtig, aber eher im hinteren Bereich der Site. Vorne sollte ganz knapp stehen, wofür die Parteigliederung steht. Und dann auch hier: die Menschen wollen Menschen sehen. Wer steckt hinter den "Gliederungen"? Wie sehen die aus? Was passiert, wenn ich da zu einem Treffen gehe? Bin ich da der Exot, oder kümmert sich jemand um mich?
- Wer das behauptet, hat keine Ahnung oder er macht unseriöses Marketing. Natürlich geht es ohne, aber Podcasts und Blogs können Stimmen bringen. Vor allem bei jüngeren, höher gebildeten Zielgruppen. Wichtigster Punkt ist hier aber, dass das Angebot zur Person passt, die es betreibt. Wenn man das Gefühl hat, dass das nicht so ist, entsteht mehr Schaden als Nutzen.
- Die Websites der größeren Parteien vor der letzten Wahl in Deutschland lagen zwischen nicht besonders hilfreich und sehr schlecht. Wie gesagt, Wahlen werden nicht im Internet gewonnen, Stimmen verschenkt dagegen schon.
- Hier ist dringend Professionalisierung angesagt. Wer von den Parteien hat potenzielle Wähler das Internetangebot testen lassen, bevor es online ging? Ich möchte wetten, keine. Und das ist eine verschenkte Chance. Mit ein paar Benutzertests lassen sich alle Websites drastisch verbessern, und das muss nicht viel kosten. Natürlich wäre es gut, dafür den Etat zu erhöhen, um zumindest professionell zu werden, wenn man schon nichts innovatives wagt. Aber wenn das nicht geht, dann sollte man lieber weniger ins Web stellen, das dafür aber richtig gut machen. Alle Informationsbedürfnisse kann man nie abdecken, da ist es besser die Basis so gut wie möglich abzudecken und für weitere Infos Kontaktmöglichkeiten vorzuschlagen.
- Die Frage ist sehr hypothetisch formuliert. Das der Inhalt das wichtigste Kriterium ist, ist erstens mit Sicherheit so und zweitens wissen das die Experten nicht erst seit kurzem, sondern seit Beginn des Web. Wer das hören wollte, konnte das sogar während der Boomzeit um das Jahr 2000 erfahren. Jakob Nielsen oder Gerry McGovern predigen das schon seit Jahren: "Content is king".
- Technik und Design müssen dem Zweck dienen. Natürlich brauche ich Technik, natürlich brauche ich gutes Design. Aber diese sind Mittel zum Zweck. Sie müssen die Inhalte übermitteln, die Botschaft. Und nicht einmal die Inhalte stehen an erster Stelle - es sind die Nutzer. An diese muss sich alles weitere anpassen, denn sie sind es, die über den Erfolg einer Site entscheiden.
- Suchmaschinenoptimierung wird überschätzt. Natürlich muss man dafür sorgen, dass die Site gefunden wird, indem man die Grundregeln beachtet, wie etwa die korrekte Benennung der Seiten, gute Gliederung und einwandfreie HTML-Auszeichnung der Seiten. Aber der Kampf um die ersten Plätze einer Suchmaschine ist hart, teuer, aufwändig und bringt für die meisten Unternehmen/Organisationen bei weitem weniger als angenommen. Es ist viel effektiver, die Website anders bekannt zu machen: über klassische PR, auf Drucksachen, in Newslettern etc.
- So knapp wie möglich.
- So übersichtlich wie möglich.
- So klar formuliert wie möglich.
- So freundlich wie möglich.